RIDE Projekt 2022

Wenn du letztes Jahr ein wenig unsere Social Media Accounts verfolgt hast, dann hast du bestimmt von den beiden Jugendbegegnungen mitbekommen, die wir mit einer spanischen, einer marokkanischen und einer deutschen Gruppe durchgeführt haben.  Das Projekt nennt sich RIDE (Rollsport for inklusive Design und Empowerment) und wurde von uns zusammen mit den Organisationen Strait Up aus Tarifa in Spanien und TNG Extreme aus Tangier in Marokko  entwickelt und durchgeführt. Das ganze Projekt wurde von Erasmus+ Jugend gefördert. Es nahmen junge Erwachsene im Alter von 18 - 30 Jahren aus Deutschland, Spanien und Marokko teil, die die Leidenschaft zu den Rollsportarten Skateboard und BMX gemeinsam haben. Insgesamt sollten drei 10tägige Austausche durchgeführt werden, jeweils einer in Deutschland, Spanien und Marokko. 

Das Ziel während der Austausche war es, sich international auszutauschen, gemeinsam  Skateboard und BMX und weitere Rollsportarten zu fahren und Fähigkeiten zu erlernen, um Orte wie beispielsweise Skateparks zu schaffen, an denen sich viele verschiedene Menschen wohlfühlen.

Der erste Austausch fand bei uns in Hannover statt und so kam Anfang Juli eine Gruppe aus Spanien und Marokko zu uns. Sie konnten es kaum erwarten, Hannover und die lokale Rollsportszene kennenzulernen. Allen stand ein spannende Zeit bevor. Einen kleinen Stimmungsdämpfer gab es leider. Aufgrund von Problemen mit der Visabeschaffung konnte das marokkanische Team nur zu Teilen dabei sein.

In den folgenden 10 Tagen gab es viele sehr unterschiedliche Programmpunkte. Neben der Erkundung einiger spannender Orte in Hannover, zum Beispiel dem 2er e.V., Platzprojekt e.V, „Baulücke" und den „Glocksee Trails“, gab es Workshops dazu, solche Räume für junge Menschen zu schaffen. Dazu wurden unter anderem für das Projekt „Am Bremer Damm“ Ideen aufgemalt, wie dieser Ort gestaltet werden könnte. Bei einer Exkursion nach Bremen konnten wir außerdem ähnliche Projekte außerhalb Hannovers kennenlernen. Zudem gab es Workshops zu den Kommunikations-Methoden KISS und SMART, um etwas über Gesprächsführung und Problem und Möglichkeiten in der Kommunikation generell zu lernen. In diesem Workshops konnten die Teilnehmenden Fragen für ein Interview mit Mathias Pohl entwickeln, der uns als Stadtjugendpfleger die städtische Sicht auf Jugendprojekte erklären konnte. Außerdem gab es eine Workshop zum Thema FLINTA-Personen in der Rollsportszene, bei dem die der Gruppe angehörigen Personen zunächst ihre Eindrücke schilderten, mögliche Verbesserungen und Lösungen erarbeiteten und diese dann der gesamten Gruppe vorstellten.  

Durch den Bau von Dirtjumps und der Miniramp vor unserer Skatehalle mit dem gesamten Team konnten außerdem Fähigkeiten im Bau solcher Orte mit Beton, Erde und Metall erlernt werden. 

Neben dieser Workshops gab es viel Zeit, miteinander an den unterschiedlichen Orten BMX und Skateboard zu fahren oder dank des guten Wetters Badeausflüge ans Wasser zu machen. Durch Erkundung der Stadt auf eigene Faust oder ein Einkauf in Secondhand Läden konnten die Teilnehmenden weitere Eindrücke sammeln, Erlebtes verarbeiten und sich untereinander kennenlernen. 

Insgesamt wurde innerhalb des ersten Austausches eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen erarbeitet. Insbesondere der Bau der neuen Spots und die Erarbeitung der Projekte verstärkten die Gruppendynamik sehr. Diese Zeit brachte alle Teilnehmenden näher zusammen und es wurde ein Verständnis dafür geschaffen, dass die Ressourcen und Möglichkeiten zur Schaffung von solchen Orten in allen drei Ländern sehr unterschiedlich sind. 

Drei Monate später, im November 2023 fand der zweite Austausch in Tarifa in Spanien statt. Leider konnten nur das deutsche und spanische Team anreisen. Das marrokanische Team konnte aufgrund der ausbleibenden Genehmigungen der Visa auch nach Spanien nicht einreisen.

Diesmal war es am deutschen Team, die spanische Rollsport-Kultur und -szene kennenzulernen, aber auch die spanische Gruppe konnte neue Orte für sich entdecken. Die Unterschiede zu einer deutschen Stadt wie Hannover wurden vor allem durch eine Erkundungstour durch Tarifa mit Besuch von Sportstätten und dem Jugendzentrum sehr schnell klar und umso spannender war es, über Möglichkeiten und Verbesserungen zu diskutieren. 

In einem Design Workshop ging es zunächst darum, in Teams an dem zentralen Ort für uns in Tarifa - den Skatepark in Tarifa - die Bedarfe der Menschen, die diesen Ort nutzen, herauszufinden. Nach dieser Analyse arbeiteten alle Teilnehmenden in Kleingruppen an eigenen Modellen, die diese Bedarfe berücksichtigen sollten. Das Ergebnis waren Miniatur-Skateparks  mit unterschiedlichen Designs, die in der ganzen Gruppe präsentiert wurden. 

In einem Pitch Training ging es darum, eigene Ideen und Projekte zu entwickeln und kurz und präszise zu präsentieren. Dazu wurden Pitch-Videos zu bestehenden Projekten von Personen innerhalb des Teams gedreht, um diese vorzustellen. Durch diese Workshops wurden nicht nur die Kompetenzen innerhalb der Gruppe, sondern auch die Projekte der Teammitglieder weiterentwickelt und gestärkt. 

Auch in diesem Austausch wurde die FLINTA-Thematik aufgegriffen und über die öffentliche Wirkung der Personen in der Szene diskutiert. 

Die Nähe Tarifas nach Marokko lud natürlich zu einer Exkursion nach Tangir ein und so besuchte ein Teil des Teams für einen Tag die marokkanische Stadt. Empfangen und durch die Stadt geführt wurden sie von einem Mitglied von TNG Extreme.  

Gemeinsam mit lokalen Skater*innen aus Tarifa konnten wir sogar an einem gerade entstehenden neuen Skatepark auf einem alten Militärgelände mit Blick aufs Meer ein paar neue Rampen bauen. Damit konnten wir sowohl die Szene unterstützen und kennenlernen, als auch unsere im ersten Austausch erlernten Kompetenzen anwenden und festigen. 

Ein weiteres Highlight war ein Flamenco-Abend, durchgeführt von einer befreundeten Flamenco-Lehrerin der spanischen Teamleitung, die der Gruppe mit viel Spaß und Freude die Grundlagen des spanischen Kult-Tanzes nahe brachte.

Neben diesen Aktivitäten konnte das Team natürlich auch in der Freizeit die Sonne Tarifas genießen und es gab Abende am Strand, Surf-Sessions und viel Zeit zum miteinander Skatebord und BMX fahren. 

Alle Programminhalte spielten sich draußen ab und wurden oft von den in Tarifa lebenden Menschen beobachtet und es entstanden angeregte Gespräche. Dadurch  erreichte das Projekt so viel Aufmerksamkeit, dass ein lokaler Nachrichtensender einen 6-minütigen Beitrag über RIDE veröffentlichte.

Die Tatsache, dass das marokkanische Team kaum Chancen hatte, an den Begegnungen teilzunehmen, führte zu einer großen Enttäuschung und letztendlich auch zu einem vorzeitigen Ende des Projekts, so dass der dritte Austausch in Marokko nicht durchgeführt wurde. Dennoch sind wir über die gemeinsame Erfahrung sehr dankbar. 

Am Ende des Projekts stehen nicht nur eine Menge neu erlernter Kompetenzen und Verständnis für die jeweiligen Kulturen, sondern auch neue, enge Freundschaften, die über das Projekt hinaus bestehen werden. 

Für die Umsetzung dieses Projektes bekamen wir viel Hilfe durch ehrenamtliches Engagement, von den Teilnehmenden selbst und von vielen lokalen Organisationen.

Der Verein Janun e.V half uns essentiell bei der Planung des gesamten Projekts und beim  inhaltlichen Aufbau des Programms. Die in Hannover ansässige Rampenbaufirma Yamato Living Ramps brachte Expertisen in vielen technischen und handwerklichen Fragen ein und unterstützte das Projekt mit eigenen personellen Ressourcen für einzelne Aktivitäten, vorrangig den Bau einer Beton-Minirampe. Die Projekte “Am Bremer Damm” und “Hannover Voids” sowie der Verein Platzprojekt e.V. teilte ihr Wissen über partizipative Raumaneignung und nachhaltige Stadtentwicklung, durch angeleitete Führungen und aktive Workshops. Dabei wurde den Teilnehmenden gezeigt, wie viele wertvolle Orte in Hannover durch ehrenamtliche Arbeit und das Durchhaltevermögen von Menschen geschaffen wurden. In Hannover wurden die Gruppen im alternativen Wohnprojekt Baukasten e.V. untergebracht.  Ein ehemaliges Schwesternwohnheim, welches bereits in den 1980er Jahren zu einem generationenübergreifenden unkommerziellen Wohnprojekt entwickelt wurde. Offizielle Vertreter*innen der Stadt Tarifa und Hannover beteiligten sich mit Interviews an dem Projekt. Gemeinsam mit der Organisation Tarifa Skateboarding konnten wir sogar an einem gerade entstehenden neuen Skateplatz ein neue Rampen bauen. Damit konnten wir sowohl die Szene unterstützen und kennenlernen, als auch unsere im ersten Austausch erlernten Kompetenzen anwenden und festigen.  





Für die Veröffentlichung von Inhalten haben die Projektleiter*innen von Strait Up, TNG und Gleis D  gemeinsam mit den Teilnehmenden ein Logo entwickelt und einen  Instagram Kanal erstellt. Hier könnt ihr euch weitere Eindrücke verschaffen: 





https://instagram.com/ride_project__?igshid=YmMyMTA2M2Y=





Teresa Grauten